Abteilungs-Chronik Ringen

Inspiriert von anderen Vereinen der Nachbarschaft und aus Liebe zum Kraftsport, insbesondere zum Ringen, haben sich im Jahre 1957 einige sportbegeisterte Männer um die bereits zu dieser Zeit bekannten Ringerasse Georg und Bernhard Weingart und Lothar Sorg zusammengetan, um in Dewangen, das seinerzeit noch keinen sporttreibenden Verein hatte, einen eigenen Sportverein zu gründen.

Am 25. August 1957 wurde der erste Ringkampf gegen den Patenverein SV Germania Fachsenfeld, der seinerzeit in der Landesliga gerungen hat, abgehalten. Mit 9:14 wurde er nur knapp verloren.

Bereits 1960 wurde die Mannschaft Meister der Bezirksklasse, scheiterte jedoch noch in den Aufstiegskämpfen. Im Jahr darauf wiederholte die Mannschaft ihren Erfolg und stieg in die Landesliga auf. Die Einweihung des nach nur 3-monatiger Bauzeit erstellten TSV-Saals im November 1961, im Volksmund auch „Schuppen“ genannt, brachte in den folgenden Jahren einen steilen Aufstieg. Im selben Jahr wurde noch eine zweite Mannschaft gebildet, die bereits 1965 Bezirksklassenmeister wurde. Die erste Mannschaft schaffte 1967 den Aufstieg in die Oberliga.

Nur vier Jahre danach stieg die Mannschaft mit Siegen über Nürnberg in die damalige Regionalliga auf, die der heutigen 2. Bundesliga entspricht. Nachdem man 1974 aus der Regionalliga abgestiegen war, wurde im Jahre darauf der sofortige Wiederaufstieg geschafft. Durch verschiedene Abgänge geschwächt, beschloss die Vereinsführung im Jahre 1977 den freiwilligen Abstieg aus der Regionalliga und musste dadurch zwei Klassen tiefer in der Verbandsliga neu anfangen. Dort wurde sie jedoch sofort wieder Meister und qualifizierte sich mit Siegen in den Aufstiegskämpfen über Freiberg und Aichhalden für die Oberliga.

Nachdem einige Leistungsträger die Ringerstiefel an den Nagel gehängt hatten, musste die Mannschaft 1985 aus der Oberliga absteigen. Dabei hatte das Jahr sehr gut angefangen. Erstmals in der Vereinsgeschichte konnte die Mannschaft Württembergischer Pokalsieger werden. Auf dem Weg ins Finale, das gegen Fachsenfeld souverän 23:13 gewonnen wurde, hatte man es durchweg mit Mannschaften aus der 2. Bundesliga zu tun.

Es sollte zehn Jahr dauern, bis die Mannschaft den Wiederaufstieg in die Oberliga schaffte. Da die Oberliga nicht komplett war, bekam Dewangen als Verbandsligadritter die Chance, gegen den letzten der Oberliga KG Baienfurt II zwei Relegationskämpfe zu bestreiten, die souverän gemeistert wurden. Gleich im ersten Jahr hielt sich die Mannschaft in der Spitzengruppe und als sich der ehemalige Weltmeister Andreas Schröder, der bereits die Jahre zuvor mit dem Verein freundschaftlich verbunden war, unserer Mannschaft anschloss, gab es einen weiteren Aufschwung.

Steil bergauf ging es aber ab dem Jahre 1999, als sich die damals drei besten chinesischen Ringer im griech.-röm. Stil dem Verein anschlossen. Im Jahre 1998 wurde der „Große Preis von Deutschland“ in Aalen abgehalten. Diese Veranstaltung wurde von der Stadt Aalen, dem KSV Germania Aalen und dem TSV Dewangen gemeinsam organisiert. Die chinesische Delegation war von der Gastfreundschaft der Dewanger, die u.a für die Betreuung der Sportler zuständig waren, so angetan, dass siebeim TSV Dewangen anfragte, ob sie im kommenden Jahr ein Trainingslager zur Vorbereitung auf die Olympiade 2000 auf der Ostalb absolvieren könne. Als Gegenleistung boten sie an, für die Mannschaft zu ringen.

Was dann in der Saison 1999 abging, von dem spricht heute noch ganz Dewangen. Wang Hui, Sheng Zetian und Yi Shanjun, die mit dem chinesischen Nationaltrainer Zhang Wenqiu für drei Monate in Dewangen trainierten, wurden sofort wegen ihrer freundlichen Art und ihrer spektakulären Ringweise Publikumslieblinge. Schon nach kurzer Zeit brach die Wellandhalle aus allen Nähten, wenn die „Chinesen“ rangen. DieZuschauerzahlen wurden mehr als verdoppelt, nach auswärts fuhren bis zu drei Omnibusse und auch das Fernsehen zeigte sich in Dewangen.

Die Oberligameisterschaft wurde jedoch noch knapp verfehlt, zumal die Chinesen erst ab der Rückrunde eingesetzt werden konnten. Vielen unvergessen ist auch die einzige Niederlage in der Rückrunde mit spektakulären Kämpfen gegen den KSV Aalen II, die dem TSV Dewangen trotz der Niederlage viele neue Anhänger brachte.

Im Jahr 2000 konnten diese drei Ringer zwar nicht mehr eingesetzt werden, trotzdem gelang in souveräner Manier die Meisterschaft in der Oberliga und damit der Aufstieg in die Regionalliga, wo 2001 auf Anhieb der vierte Platz belegt wurde. Im Jahr darauf wurde sogar der dritte Platz erreicht. Nachdem sich einige Mannschaften aus den Bundesligen zurück zogen, fragte der deutsche Ringerbund beim TSV Dewangen nach, ob man bereit wäre, den freien Platz in der zweiten Bundesliga einzunehmen.

Nachdem man sich nach reiflicher Überlegung zu diesem Schritt entschloss, belegte die Mannschaft 2003 auf Anhieb wieder den vierten Platz. Im zweiten Jahr in der zweithöchsten Klasse wurde bereits der zweite Platz erreicht. Allerdings war in diesem Jahr der Wunsch nach einem Aufstieg in die höchste Klasse bei keinem Verein besonders groß. Im Jahre 2005 schließlich gelang dem TSV Dewangen mit dem erneuten zweiten Platz der Aufstieg in die höchste Klasse Deutschlands. Voraus gegangen war eine Neustrukturierung der ersten Bundesliga, die jeweils vier Gruppen mit zunächst sechs Mannschaften und ab dem Jahre 2007 acht Mannschaften umfassen.

Der Aufstieg in die erste Bundesliga ist ein absoluter Höhepunkt im jetzt über 50-jährigen Vereinsgeschehen. Ein Verbleib um jeden Preis wird jedoch nicht angestrebt, denn finanzielle Wagnisse kann der Verein nicht eingehen. Deshalb wurde auch im Wesentlichen der bisherige Kader beibehalten. Entweder schafft die Mannschaft den Klassenerhalt oder man ringt wieder eine Klasse tiefer, wo ebenfalls hervorragenderRingkampfsport den begeisterungsfähigen Dewanger Publikum geboten werden kann.

Parallel zu den Mannschaftserfolgen kann der TSV Dewangen seit Bestehen auf große Erfolge bei Bezirks-, Württembergischen und Deutschen Meisterschaften zurückblicken. Seit über vierzig Jahren gab es fast kein Jahr, dass nicht mindestens drei bis fünf Dewanger Ringer bei Deutschen Meisterschaften vertreten waren. 25 deutsche Meistertitel geben ein eindrucksvolles Zeugnis vor allem der Jugendarbeit im Verein, die in Dewangen trotz des Aufstiegs der ersten Mannschaft in die erste Bundesliga immer noch höchste Priorität genießt. Die deutschen Meistertitel verteilen sich auf Berthold Vogelmann, Anton Abele, Wolfgang Fausel, Volker Weingart, Ralf Schwerdtfeger, Ronny und Tanja Sauter, Sabrina Oppold, Patrick Abele und Oliver Hug. Erfreulich auch, dass Tanja Sauter und Sabrina Oppold mit zum Aufschwung im deutschen Frauenringen beigetragen haben.

Seit den ersten Deutschen Meisterschaften von Anton Abele und Berthold Vogelmann im Jahre 1966 ist kaum ein Jahr vergangen, in dem keine Dewanger Ringer bei Deutschen Jugend- oder Juniorenmeisterschaften auf dem Treppchen standen. Namen wie Anton Holl, Josef Abele, Norbert Vogelmann, Felix Hegele, Hermann Dambacher, Günther Holl, Roland Ott, Harald, Georg und Klaus Weingart, Mike Prümmer, Marcel Abele, Torsten Oppold und Patrick Sorg, um nur einige zu nennen, sind Ringkampffreunden in ganz Deutschland ein Begriff. Die Aufzählung könnte verdoppelt werden, ohne dass jeder Ringer erfasst wäre, der sich bei Deutschen Meisterschaften platzieren konnte. Obwohl unserer Meinung nach ein Württ. Meistertitel ein Riesenerfolg für den Verein und den betreffenden Ringer ist, würde die Aufzählung der württembergischen Meistertitel, die von Ringern des TSV Dewangen geholt wurden, den Rahmen dieser Chronik sprengen. Seit Berthold Vogelmann 1960 den ersten Württ. Meistertitel für den TSV Dewangen holte gab es in der Zwischenzeit über 130 Württ.Titel für den Verein, von denen allein neun im Jahre 2006 geholt wurden.

Im Rahmen dieser Chronik können wir auch nicht alle Vereinstrainer aufführen, die für die vorstehenden Erfolge verantwortlich zeichnen. Einige herausragende Idealisten, wie sie heute nur selten anzutreffen sind, müssen jedoch hervorgehoben werden. In den ersten Jahren leiteten Georg und Bernhard Weingart das Training. Bernhard Weingart, der 1994 verstorben ist, war auch lange Jahre 1. Vorsitzender des Vereins. Danachfolgte der unvergessene und leider auch allzu früh verstorbene Dieter Eberhard. In den achtziger Jahren knüpfte Jugendtrainer Otto Weingart an die großen Erfolge seines Vorgängers an. Otto Weingart übernahm danach für lange Jahre auch da Aktiventraining. Ihm folgte vor einigen Jahren Günther Holl, der sich trotz der Nachwehen von einem schweren Unfall bereit erklärte, die Mannschaft zu übernehmen und sie, unterstützt von Co-Trainer Georg Weingart, in die Regionalliga führte. Seit 2003 hat der ehemalige Aalener Meistermacher Ahmed Cakici die Mannschaft unter seinen Fittichen. Zusammen mit Czeslaw Kowalik gilt sein Hauptaugenmerk jungen strebsamen Nachwuchstalenten, die er zur Bundesligareife führen will. Im Jahre 1991 übernahm Michael Sorg, unterstützt von Robert Hager, mit großen Erfolg das Schülertraining. Seit 2005 schließlich ist Patrick Abele mit großem Enthusiasmus für das Schülertraining verantwortlich. Bis zu 50 Jugendliche, die zur Zeit im Training sind, geben ein Zeugnis von der Beliebtheit diese Jugendtrainers.

Patrick Abele war auch federführend für die Kooperation im Jugendbereichmit dem SV Germania Fachsenfeld. Gemeinsames Training und gemeinsame Turnierbesuche tragen bereits die ersten Früchte. In beiden Vereinen ist ein klarer Trend zum Ringen ersichtlich.

Die Ringerabteilung des TSV Dewangen machte in der Vergangenheit jedoch nicht nur mit sportlichen Erfolgen auf sich aufmerksam, auch mit hochkarätigen sportlichen Veranstaltungen machten sie sich einen Namen. Für die mustergültig organisierte Deutsche C.-Jugendmeisterschaft im freien Stil am 5. und 6. Mai 1990 gab es Lob von allen Seiten und mit der Deutschen Vizemeisterschaft von Marcel Abele gab es auch den sportlichen Erfolg. Vom 10.-12. April 1992 wurde unser Verein beauftragt, die Deutschen A-Jugendmeisterschaften im griech.-röm. Stil auszurichten und selbst die DRB-Prominenz mit Hermann Schwindling an der Spitze war voll des Lobes über die hervorragend organisierten Meisterschaften. Leider gelang keinem unserer drei Teilnehmer der Sprung aufs Treppchen. Vom 17. – 19. März 1995 war der TSV Dewangen zum dritten Mal innerhalb von fünf Jahren Ausrichter von Deutschen Jugendmeisterschaften. Die C-Jugend Titelkämpfe im freien Stil brachten auch den sportlichen Erfolg mit der Deutschen Meisterschaft von Ronny Sauter und der Bronzemedaille von Torsten Oppold.

Dass der TSV Dewangen auch internationale Veranstaltungen organisieren kann, bewies er als Mitorganisator des „Großen Preis von Deutschland“, der vom 26.-28. Juni 1998 in Aalen ausgetragen wurde. Der TSV Dewangen hat maßgeblich dazu beigetragen, dass dieses Ereignis allen Teilnehmern in guter Erinnerung geblieben ist.

Internationale Jugendaustausche mit South Dakota, Nebraska, Kalifornien und Montana aus den USA, sowie einmal mit einer ungarischen Mannschaft gehören in Dewangen seit 1982 zum regelmäßigen Programm. Kurzfristig zu organisierende Vergleichskämpfe mit der Nationalmannschaft Nigerias oder mit der Juniorenauswahl Armeniens stellten die Verantwortlichen des TSV Dewangen vor kein größeres Problem und wenn Nationalhymnen einmal nicht sofort auf Band zur Verfügung stehen, werden sie in Dewangen eben gesungen.

Die Deutsche Männermeisterschaft im Freistilringen vom 16. – 18. März 2007 stellten jedoch einen absoluten Höhepunkt im 50-jährigen Vereinsgeschehen des TSV Dewangen dar. Mit der Bronzemedaille durch Ronny Sauter stellte sich neben der vorbildlichen Organisation auch der erhoffte sportliche Erfolg ein.

Für eine Sensation bei den Ringern sorgt der Dewanger Publikumsliebling Andrea Minguzzi (ITA) im Jahr 2008. Er holt die Goldmedaille in der Gewichtsklasse bis 84 kg bei den Olympischen Spielen in Peking. Der TSV hat damit einen aktuellen Olympiasieger in seinen Reihen. Spontane Meisterfeier beim Dewanger Rathaus.

Finanzielle Aspekte sowie rechtliche Unwägbarkeiten führten dazu, dass man sich dazu entschloss, sich mit Saisonende 2008 aus der 1. Bundesliga zurückzuziehen und einen Neubeginn mit den eigenen, talentierten Nachwuchsringern zu starten. „Jedes Ende ist der Beginn von etwas Neuem“ – so die Devise beim Start in die Oberligasaison 2009.

Dass dieser Neustart sehr schnell zu großem Erfolg führte, zeigt die Tatsache, dass man nach den Oberligajahren 2009, 2010 und 2011 seit der Saison 2012 wieder in der dritthöchsten Ringerliga, der Regionalliga mitringt. Ein Erfolg, der vor allem auf die eigene Nachwuchsförderung setzt.

Neben unserer Aktivenmannschaft ist seit vielen Jahren auch der Ringernachwuchs das Herzstück der Abteilung. Kaum ein Jahr vergeht ohne mindestens eine Medaille bei Deutschen Meisterschaften.

Im Jahr 2012 ein Höhepunkt waren z.B. die Bronzemedaillen der Dewanger Ringer Kevin Henkel bei den Europameisterschaften der Junioren in Zagreb bzw. Holger Fingerle bei den Europameisterschaften der Kadetten in Kattowitz. Kevin Henkel blieb es auch vorbehalten, im Jahr 2015 erstmals einen Deutschen Meistertitel bei den Aktiven nach Dewangen zu holen. Ein Erfolg, den er im drauffolgenden Jahr erneut wiederholen konnte.

Mit das größte Highlight der Abteilung Ringen war jedoch der Titelgewinn bei den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften der A-Jugend. Pünktlich zum 100-jährigen Vereinsjubiläum unseres Patenvereins SVG Fachsenfeld konnte man vor heimischem Publikum namhafte Gegner wie z.B. den SV Johannis Nürnberg sowie den KSC Hösbach ausschalten, bevor man dann in einem atemberaubendem Finale den Titelverteidiger KSV Köllerbach mit 18:16 in die Schranken weisen konnte. Deutscher Mannschaftsmeister 2012 – ein Erfolg, den keine Mannschaft des Württembergischen Ringerverbands die 25 Jahre davor geschafft hatte. Dem Kader des Deutschen Jugendmeisters 2012 gehörten an: Jan Seidl, Nico Weingart, Yannick Kraus, Eduard-Stefan Asan, Enio Kertusha, Matthias Vogtmann, Christian Pfisterer, Fabian Schneider, Domenik Chelo, Nicklas Haßler, Jago Sauter, Holger Fingerle , Elias Draheim und Julian Kling